
MPU Prüfung
Übersicht
Was Sie bei einer MPU erwartet.
Bei der MPU-Prüfung geht es um die charakterliche Eignung des Autofahrers: Die sogenannte Fahreignung. Im Gegensatz zur Fahrtüchtigkeit geht es nicht um ihre körperlich-geistigen Fähigkeiten ein Auto fahren zu können, sondern um Ihre Einstellung zum Autofahren. Die MPU wird immer angeordnet, wenn auf Grund einer Auffälligkeit Zweifel an der Fahreignung des Fahrers entstanden sind. Dies kann bei Verstößen bzgl. Alkohol, Drogen, Punkten oder Straftaten der Fall sein.
Wie sieht der Ablauf einer MPU aus?
Die medizinisch-psychologische Untersuchung besteht aus vier Teilen: Den psychologischen Fragebögen, dem Reaktions- bzw. Konzentrationstest, der ärztlichen Untersuchung und dem psychologisches Gespräch. Alle Teile der MPU müssen positiv ausfallen, um die MPU zu bestehen. Es reicht beispielsweise nicht aus, bei dem psychologischen Gespräch gut abzuschneiden, aber positive Abstinenznachweise zu haben. Insgesamt dauert eine Untersuchung meist 3 – 4 Stunden. Sie sollten sich für den Tag aber nichts weiter vornehmen, um nicht unter Druck zu geraten. Die MPU kann sich nämlich auch bis in den späten Nachmittag hinziehen.
- Psychologische Fragebögen: Hierbei handelt es sich um allgemeine biografische Angaben und Fragen zu ihrem Fahrverhalten bzw. zu Ihren Konsumgewohnheiten. Besonders wichtig ist es hier, dass Ihre Angaben nicht im Widerspruch zu Ihren Aussagen während des psychologischen Gesprächs stehen. Die Fragebögen werden meistens am Tag der MPU als aller erstes ausgegeben.
- Reaktions- und Konzentrationstest: diese Tests sollen klären, ob eventuell wegen schweren Drogen oder Alkoholkonsums ihre Fähigkeiten, ein Auto zu führen, gravierend beeinträchtigt werden. Es gibt insgesamt circa 30 verschiedene verkehrspsychologische Tests, von denen in der MPU in der Regel 2-3 zum Einsatz kommen. Welcher Test es genau ist, hängt von der jeweiligen Begutachtungsstelle ab. Auch wenn diese Tests anspruchsvoll sind, bestehen die meisten Teilnehmer diese Tests ohne Probleme. Ein Teilnehmer muss nämlich in der Regel nur besser als die schlechtesten 16 % sein, die den Test vor ihm gemacht haben. Sollten Sie wider Erwarten doch nicht bestehen, können Sie im Beisein des Psychologen auch eine Probefahrt absolvieren. Hier wird geschaut, ob sie eventuelle Einschränkungen im Straßenverkehr kompensieren können.
- Ärztliche Untersuchung: wenn Sie einen Check Up bei ihrem Hausarzt kennen, wird Ihnen die ärztliche Untersuchung in der MPU vielleicht oberflächlich vorkommen. Auch hier wird geschaut, ob es offensichtlicher Anzeichen dauerhaften Alkoholkonsums wie zum Beispiel eine veränderte Hautfarbe oder eine verhärtete Leber gibt. Der Arzt versucht auch herauszufinden, ob es eine psychologische oder psychiatrische Erkrankung im Hintergrund gibt. In der Regel wird Ihnen bei einer Alkohol und Drogen Fragestellung auch Blut abgenommen, um ihre Leberwerte festzustellen. Diese ersetzen nicht den langfristigem Abstinenznachweis in einem chemisch toxikologischen Labor. Aber sie geben den Mediziner einen Hinweis darauf, ob ein missbräuchliches Konsummuster anzunehmen ist. Um am Tag der MPU böse Überraschungen zu vermeiden, sollten Sie im Vorfeld der MPU mindestens einmal bei ihrem Hausarzt ihre Leberwerte testen lassen. Sollten diese erhöht sein, brauchen Sie für die MPU eine gute Erklärung. Diese kann zum Beispiel aus Medikamenten Einnahme bestehen. Bringen Sie also in diesem Fall das Rezept des verschriebenen Medikaments mit.
- Psychologisches Gespräch: Dies ist der schwierigste Teil der MPU. Die meisten Teilnehmer fallen aber nicht durch, weil sie nicht in der Lage wären die Fragen zu beantworten, sondern weil sie sich entweder mit ihrer persönlichen Thematik nicht auseinandergesetzt haben, oder versuchen den Gutachter hinters Licht zu führen. Die Dauer variiert zwischen 20 Minuten und eineinhalb Stunden. Der Gutachter befragt sie systematisch zu ihrer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunftsabsichten, um abschätzen zu können, ob sich das Fehlverhalten in Zukunft wiederholen wird oder nicht.
Wie geht es nach der MPU weiter?
Wenn sie alle vier Teile der MPU hinter sich haben, sind Sie sicherlich neugierig, ob sie bestanden haben. Der Gutachter ist allerdings nicht verpflichtet, Ihnen direkt am Tag der MPU das Ergebnis mitzuteilen. Sie dürfen natürlich am Ende des Gesprächs den Psychologen fragen, ob ihre Tendenz negativ oder Positiv ist, festlegen wird er sich allerdings in der Regel nicht. Sie müssen sich gedulden, bis das Gutachten in circa drei Wochen bei Ihnen zu Hause ankommt. Es gibt drei unterschiedliche Ergebnismöglichkeiten:
- Sie bekommen ein positives Gutachten, weil sie die Zweifel an ihrer Fahreignung glaubhaft ausräumen konnten. Je nachdem, was sie mit der Begutachtung Stelle vereinbart haben, wird Ihnen das Gutachten nach Hause oder zur Führerscheinstelle direkt geschickt. Im Ersteren Fall gehen Sie im Anschluss mit dem positiven Gutachten zur Führerscheinstelle und erhalten dann nach einer kurzen Bearbeitungszeit ihren Führerschein zurück.
- Sie haben den Gutachter (noch) nicht überzeugt und das Gutachten fällt negativ aus. In diesem Falle sollten Sie sich genau durchlesen, was dem Gutachter zu einem positiven Ergebnis noch gefehlt hat. Sie müssen jetzt warten, bis ihre Akte wieder zur Führerscheinstelle zurück geschickt worden ist und können dann ein erneuten Antrag stellen und müssen die MPU wiederholen.
- Die dritte Möglichkeit besteht nur bei Alkohol und Betäubungsmittel Delikten: wenn der Gutachter bei Ihnen positive Ansätze gesehen hat, aber noch nicht 100-prozentig überzeugt ist, verschreibt er Ihnen einen Nachschulungskurs (so genannte § 70-Kurse). In diesen sollen letzte Einstellungsmängel behoben werden. Dieser besteht nicht aus einer Prüfung, Sie müssen nur anwesend sein. Wenn Sie den Kurs absolviert haben, erhalten Sie ein Führerschein dann auch zurück.
Stimmt es, dass bei der ersten MPU die meisten durchfallen?
Nein, das stimmt nicht. Untersuchungen der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) zeigen, dass über 80 Prozent auf Anhieb die MPU bestehen, wenn sie sich frühzeitig informieren und eine professionelle Beratung in Anspruch nehmen.
MPU Fragen wegen Alkohol am Steuer oder Fahren unter Drogeneinfluss
Bei Alkoholkonsum
- Beschreiben Sie den Tathergang durch den Sie am Tattag mit Alkohol am Steuer auffällig geworden sind.
- Warum haben Sie am besagten Tag Alkohol konsumiert?
- Warum sind Sie dann unter Einfluss von Alkohol ins Fahrzeug gestiegen?
- Welche Menge an Alkohol haben Sie getrunken?
- Haben Sie versucht eine Alternative, als die Fahrt unter Alkohol zu finden?
- Wann haben Sie zum ersten Mal Alkohol konsumiert?
- Tranken bzw. trinken Sie regelmäßig Alkohol?
- Mit wem, wann und in welchen Mengen haben Sie Alkohol getrunken?
- Wie oft haben Sie unter Alkoholeinfluss ein Fahrzeug geführt, ohne dabei erwischt zu werden?
- Hatte diese Art von Trinkverhalten bereits einen Einfluss auf Ihr Leben?
- Haben Sie dabei schon einmal aktiv den Versuch unternommen restlos auf Alkohol zu verzichten?
- Haben Sie schon einmal die Kontrolle über Ihr Konsumverhalten verloren?
- Trinken Sie aktuell Alkohol und in welcher Menge?
- Wann war das letzte Mal, dass Sie Alkohol konsumiert haben?
- Welche Gründe veranlassen Sie zum Konsum von Alkohol?
- In welcher Weise und mit welchen Mitteln versuchen Sie Ihr Verhalten in Bezug auf den Genuss von alkoholischen Getränken zu verändern?
- Wie haben Sie diesen Prozess der Verhaltensänderung erlebt?
- Wie hat sich diese Umstellung auf Ihr Leben ausgewirkt?
- Können Sie mit Gewissheit sagen, dass Sie nicht zu den alten Verhaltensweisen zurückkehren werden?
- Wie werden Sie es schaffen, das aktuell angepasste Trinkverhalten beizubehalten?
Bei Drogenkonsum:
- Welche Art von Rauschmitteln haben Sie am Tattag zu sich genommen und in welcher Menge?
- Warum sind Sie unter Einfluss von Drogen in ein Fahrzeug gestiegen?
- Welche speziellen Situationen haben Sie dazu veranlasst die Drogen zu nehmen?
- Konsumieren Sie regelmäßig Drogen?
- Wann haben Sie das allererste Mal mit Rauschmitteln in Kontakt gekommen und was hat das veranlasst?
- In welcher Art und Weise hat sich Ihr Drogenkonsum verändert? Wie fühlen Sie sich und wie kommen Sie mit der Veränderung zurecht?
- Wie hat sich die Veränderung auf ihr Umfeld ausgewirkt? Wie haben Familie und Freunde auf diese Veränderung reagiert?
- Wie schätzen Sie Wahrscheinlichkeit bzw. das Risiko ein erneut zu den Drogen zu greifen?
- Würden Sie erneut ein Kraftfahrzeug unter Drogeneinfluss zu führen?
- Mit welchen Maßnahmen würden Sie dies versuchen zu verhindern?
Bei Punkten oder Straftaten:
- Welcher Verstoß/welche Straftat wird Ihnen zur Last gelegt?
- Wie viele Verstöße/Straftaten haben Sie begangen?
- In welchem zeitlichen Abstand haben Sie diese begangen (genaue Zeitpunkte)?
- Wie kam es dazu, dass sich die Verstöße ansammeln konnten?
- Beschreiben Sie genau, wie Sie sich bei diesen Verstößen gefühlt haben.
- Welche Folgen hätten Ihre Taten noch haben können? Was hätte noch passieren können?
- Wie schätzen Sie sich selbst als Fahrer ein (damals im Vergleich zu heute)?
- Wie war Ihre Gefühlslage zu Beginn der Fahrt und wie zum Zeitpunkt des Verstoßes?
- Ändert sich Ihr Gemütszustand oft im Verlauf einer Fahrt?
- Schätzen Sie sich selbst als ein beherrschter Fahrer ein?
- Ihr Verstoß hatte keinen Unfall zur Folge – woran könnte das gelegen haben?
- Warum haben Sie sich zum gegebenen Zeitpunkt so verhalten? Warum zeigte sich dieses Verhalten wiederholt bei Ihnen?
- Welche Reaktionen haben sie gezeigt, als Sie von der Polizei angehalten/geblitzt wurden?
- Wie haben Sie bei den ersten Bußgeldern und Verwarnungen reagiert?
- Haben Sie Ihr Fehlverhalten eingesehen und hatten Sie den Vorsatz keine weiteren Punkte zu sammeln?
- Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen um weitere Punkte zu vermeiden?
- Wieso haben Sie diese Maßnahmen nicht eingehalten?
- Hängen diese Verstöße/Straftaten mit bestimmten Ereignissen in Ihrem Leben zusammen?
- Welche Art von Einflüssen bzw. Ereignisse wirken sich am meisten auf Ihr Verhalten aus?
- Welche Auswirkungen kann ein aggressives Verhalten haben?
- Welchen (Zeit-) Vorteil bringt Ihnen eine Überschreitung der Geschwindigkeitsbegrenzung?
Tipps zur Beantwortung der Fragen
Die Fragen während der verkehrspsychologischen Untersuchung sind sehr spezifisch gestellt und beziehen sich auch auf den Tattag, wie man sich zu diesem Zeitpunkt gefühlt hat und welche Gründe zur Geschwindigkeitsüberschreitung bzw. zur Fahrt unter dem Einfluss der Suchtmittel geführt haben.
Bei einer Untersuchung wegen Fahrten unter Alkohol- oder Drogeneinfluss wird die Bedeutung der Rauschmittel für den Teilnehmer hinterfragt. Dabei von einem „Ausrutscher“ zu sprechen ist nicht ratsam, da die Experten dies meist als Lüge enttarnen. Teilnehmer sollten sich dabei mit den Promillezahlen bzw. –grenzen und deren Auswirkungen auskennen, was einen Indikator darstellt, dass derjenige sich mit dem Thema auseinander gesetzt hat.
Damit die Medizinisch-Psychologische Untersuchung ein positives Ergebnis nach sich zieht, reicht es nicht aus, mögliche Beispielfragen und deren Antworten einzustudieren und aufsagen zu können. Ziel der Untersuchung ist es, dass dem Teilnehmer bescheinigt werden kann, dass er sein Verhalten reflektiert hat und seine Einstellung sich glaubhaft geändert hat, damit sich schädliche Verhaltensmuster in der Zukunft nicht wiederholen. Auswendig gelernt Antworten können unter Umständen in einem negativen Gutachten resultieren.
Die größten Fehler bei der MPU im Überblick
- Selbstvorwürfe
Ganz oft passiert es, dass Betroffene nachdem ihnen die Teilnahme an der MPU auferlegt wurde, in Selbstvorwürfen und Selbstmitleid zerfließen. Besser für eine erfolgreiche Untersuchung sind jedoch eine frühzeitige Akzeptanz und die Suche von individueller und professioneller Beratung.
- MPU als Bestrafung ansehen
Für viele ist die MPU einzig und allein eine ungerechte Strafe. Jedoch sollte sie mehr als Chance wahrgenommen werden kritische Verhaltensmuster, wie etwa Suchtverhalten oder dauerhafte Überschreitungen der Geschwindigkeitsbegrenzungen, abzulegen.
- Schuldzuweisungen
Die Schuld bei dritten Personen oder den Umständen zu suchen, ist nicht ratsam. Wer die Chance der Selbstreflektion während der MPU nutzt und es schafft nach vorne zu schauen, wird ein positives Ergebnis erzielen können.
- Auf betrügerische Kursangebote hereinfallen
Im Netz kursieren viele unseriöse Angebote für Vorbereitungskurse auf die MPU. Diese locken oft mit einer „Bestehens-Garantie“, Schauspielunterricht oder einer „Geld-zurück-Garantie“. Von solchen Betrügereien sollten Betroffene Abstand nehmen. Hier unbedingt darauf achten, dass Kurse von anerkannten Beratern oder Verkehrspsychologen durchgeführt werden.
- Keinerlei Vorbereitung
Es ergibt wenig Sinn komplett unvorbereitet zur MPU anzutreten, da hier die Gefahr groß ist, dass das Untersuchungsergebnis in einer „Nichteignung“ endet.
- Schauspielern
Es bringt absolut nichts die Antworten auf mögliche Untersuchungsfragen auswendig zu lernen. Die durchführenden Ärzte und Verkehrspsychologen sind darauf geschult solche Art der einstudierten Lügen und Ausflüchte zu entlarven. Eine hohe Chance des „Bestehens“ hat derjenige, der sich ernsthaft mit seinem Vergehen auseinander gesetzt hat.
- Verunsichern lassen
Es kursieren viele Gerüchte im Netz zur MPU, was die Betroffenen meist zusätzlich entmutigt oder verunsichert. Am besten ist es, wenn sich Teilnehmer auf ihren eigenen speziellen Fall konzentrieren und sich individuelle Beratung suchen.
Antworten, die Du nicht auf die Fragen der MPU geben solltest
- Ich habe nur an diesem besagten Tag zu viel getrunken!
- Jemand hat mir etwas ins Glas getan.
- Eigentlich trinke ich gar keinen Alkohol!
- Ich bin hier, weil die Führerscheinstelle das von mir verlangt!
- Es ist reine Willkür der Behörden!
- Ich fahre 80.000 km pro Jahr. Es ist völlig logisch, dass ich mehr Punkte habe als andere!
- Der Führerscheinverlust war schlimm, ich werde so etwas nie wieder tun!
Die Führerscheinbehörde veranlasst eine MPU nicht willkürlich, sondern als Folge aus schwerwiegendem oder mehrfach aufgetretenem Vergehen. Erst durch Einsicht und Verhaltensänderung lässt sich glaubhaft darstellen, dass sich etwaiges Fehlverhalten nicht wiederholen wird und man wieder geeignet ist am Straßenverkehr teilzunehmen.